Wissenswertes über Brut und Schlupf von Geflügel!
Weil Naturbruten weder ausreichend noch jederzeit verfügbar sind, erlangte die Kunstbrut in der Geflügelzucht größte Bedeutung.
Während der Naturbrut wird die optimalste Bruttechnik durch die brütende Henne erzeugt.
Die richtige Feuchtigkeit und Bruttemperatur sowie Frischluftzufuhr und ausreichend Bewegung der Eier werden bei der Kunstbrut durch technische Mittel bereitgestellt und in hohen Maße
gewährleistet.
Gelingt es, alle wesentlichen Brutfaktoren der optimalen Naturbrut in der Kunstbrut nachzuvollziehen, können bestmögliche Schlupfergebnisse erreicht werden.
Das Brutergebnis wird aber in erster Linie von der Qualität der Bruteier bestimmt.
Ferner kommt der Unterbringung des Kunstbrutgerätes eine gewisse Bedeutung zu.
Stimmen alle diese Faktoren überein, vermag die Kunstbrut auch wesentliche Vorteile gegenüber der Naturbrut aufweisen.
Bessere Hygiene, kaum beschränkte Brutkapazität, jahreszeitliche Unabhängigkeit, sowie wesentlich flexibler und mit größerer Zuverlässigkeit.
Zusammen mit der Kunstbrut erlangte die künstliche Aufzucht große Bedeutung.
Dank dieser Hilfsmittel ist es dem Züchter ermöglicht worden, den Zuchtwert des Geflügels bedeutend besser zu nutzen.
Ein wichtiger Faktor zum Erfolg sind die Bruteier
Die richtige Wahl, die artgerechte Haltung, eine vielseitige Ernährung der Elterntiere sind wesentliche
Voraussetzungen für die Bruteierzeugung.
Eier mit verformter, stark verschmutzter, beschädigter Schale sind für die Brut kaum sinnvoll.
Die gesammelten Bruteier müssen bis zu Bruteinlage korrekt gelagert werden.
Selbst bei optimaler Lagerung nimmt die Bruttauglichkeit mit zunehmendem Alter der Bruteier ab.
Die besten Brutergebnisse hinsichtlich Alter werden mit Bruteiern , die nicht älter sind als 5 Tage sind, erzielt. Um eine bessere Übersicht über das Alter der Bruteier zu haben, werden diese
gleich bei der Entnahme aus dem Legenest mit Bleistift gekennzeichnet.
Die Lagerung soll nach Möglichkeit bei gleich bleibender Raumtemperatur zwischen 8 – 12°, äußerst 15° Celsius und einer relativen Luftfeuchtigkeit von 40 – 50% erfolgen.
Durch täglich veränderte Schrägstellung der Eier kann vermieden werden, dass die Keimscheibe auf dem Eidotter verklebt.
Es kommt schon mal vor, dass ein Bruttier bei der Naturbrut sein Gelege frühzeitig verlässt, in diesem Falle sind die Bruteier unverzüglich in ein Brutgerät zu geben.
Auch wenn diese Eier über mehrere Stunden abgekühlt wurden, ist noch eine erfolgreiche Fortsetzung der Brut möglich.
Der Brutraum
Am
besten eignet sich ein Raum als Brutraum, der unabhängig von Außentemperaturen ein ausgeglichenes Klima aufweist und ausreichend mit Frischluft versorgt wird.
Bei 15 - 20 Grad Celsius und 40 - 60 % relativer Luftfeuchtigkeit liegt das optimale Brutraumklima.
Das Brutgerät ist von direkter Sonneneinstrahlung zu schützen, bei einer solchen Wärmequelle würde sich die Bruttemperatur von außen nach innen erhöhen.
Der Brutschrank ist unbedingt auf einer stabilen Unterlage und waagerecht aufzustellen und nach den Angaben des Herstellers ans Stromnetz anzuschließen.
Das Brutgerät
Für die Handhabung des Brutgerätes und der technischen Einrichtung ist die Brut und Gebrauchsanweisung des
Herstellers genau zu beachten.
Für mangelhaften Umgang mit Geräten der modernsten Technik übernimmt der Hersteller keine Haftung, hier ist schon der Benützer selber verantwortlich.
Einlage der Eier
Ja nach Wendesystem werden die Eier auf die Spitze gestellt bzw. auf die Längsseite gelegt.
Man sollte, wenn möglich, gleich große Eier zusammen in dieselbe Horde bzw. in dasselbe Hordenabteil geben.
Die Horden bzw. die Eier mit dem Einlegedatum genau kennzeichnen.
Das Brutgerät sollte mindestens 24 Stunden vor der Belegung mit Bruteiern in kontrollierten Betrieb genommen werden.
Temperatur
Flächenbrüter ( ohne Luftumwälzung ) weisen ein meist mehr oder weniger großes Temperaturgefälle zwischen
Ei-Oberkante und Unterseite auf.
Um genaue Messdaten zu erhalten, ist das Brutthermometer so anzubringen, dass sich die Thermometerkugel unmittelbar an der Oberseite eines befruchteten Eis befindet.
Dagegen ist beim Motorbrüter im gesamten Brutraum die gleiche Temperatur, sodass eine gleichmäßige Temperatur für jedes Ei gesichert ist.
Das Brutthermometer ist regelmäßig durch Vergleichen mit einem geeichten Fieberthermometer im Wasserbad zu kontrollieren. Abweichungen können z.B. durch Unterbrechungen der Quecksilbersäule
entstehen.
Gibt man ein solches Thermometer für kurze Zeit in das Gefrierfach des Kühlschranks, kann dieser Mangel meist schnell behoben werden.
Auch sind die Wärmeregulierungseinrichtungen ( Thermostat ) sowie Luftumwälzungssysteme
( Ventilator ) auf ihre Funktion hin zu prüfen und gegebenenfalls entsprechend zu reparieren.
Bei zu hoher Bruttemperatur wird die Brut beschleunigt und bei zu tiefer Temperatur verzögert.
In beiden Fällen besteht die Möglichkeit, dass die Küken an Vitalität leiden oder auch verkrüppelte Tiere auftreten, die oft während der gesamten Aufzucht Probleme bereiten.
Grundsätzlich können schon geringfügige Abweichungen von 2 bis 3° Celsius über der normalen Bruttemperatur, für die Brut zum Verhängnis werden.
Gelegentliche Brutabweichungen nach unten beeinflussen die Brut wesentlich weniger als Schwankungen in den oberen Temperaturbereich. Bei genauer Einhaltung der Bruttemperatur erfolgt der Schlupf
von gesunden kräftigen Küken genau am berechneten Schlupftermin innerhalb weniger Stunden.
Feuchtigkeit und Luftregulierung
Durch Verdunsten von Wasser im Brutgerät wird die erforderliche Luftfeuchtigkeit erzeugt.
Bei optimalem Brutraumklima kann man durchaus mit diesem System zurechtkommen. Die relative Feuchtigkeit wird mit einem Haarhygrometer oder einem feuchten Thermometer
( psychometrisches Prinzip ) gemessen.
Beide Systeme können ungenau werden, wenn sie nicht ständig kontrolliert werden.
Beim Motorbrüter ist die Regulierung der Feuchte einfacher zu Handhaben als beispielsweise beim Flächenbrüter.
Die Luftregulierung der Brutgeräte z.B. am Motorbrüter mit Luftrosetten sind meist so ausgelegt, dass sie bei geringer Öffnung reichlich mit Frischluft versorgt werden.
Bei voller Belegung kann in der Regel die Lüftung auf halben Wert eingestellt werden.
Voll geöffnet werden die Lüftungsrosetten nur bei sehr hoher Außentemperatur.
Bei Brutgeräten ohne die Lüftungsrosetten werden die Luftlöcher für den Durchschnittswert bereits vom Hersteller bestimmt und sollten nicht verändert werden.
Schieren der Eier
Weißschalige Euer werden in der Regel bereits zwischen 5. +7. Bruttag, braunschalige Eier einige Tage
später geschiert.
Befruchtete Eier erscheinen durch die Schierlampe leicht rötlich zudem zeigen befruchtete Eier einen dunklen Sektor, von dem aus die bereits entwickelten Blutgefäße ausgehen, ( dies ist in Form
einer Spinne deutlich zu erkennen ).
Nichtbefruchtete Eier sind meist sehr blass und hell, ein Zeichen dafür ist auch, dass sich der Dotter bei Drehbewegungen um die eigene Achse dreht.
Bereits abgestorbene Eier können einen kleinen oft kaum beweglichen Punkt oder Blutgefäßstriche aufweisen. Unbefruchtete und abgestorbene Eier müssen auf jeden Fall aus dem Brutgerät entfernt
werden, dies gilt sowohl beim Schieren als bei der Umlage in die Schlupfhorden.
Wenden und Kühlen der Eier
Gewendet wird bei Brutgeräten ohne Wendeautomatik ab dem 3. Tag bis 3 Tage vor dem Schlupf.
Die Wendung sollte in regelmäßigen Zeitabständen erfolgen.
Die Häufigkeit der Wendung richtet sich nach der Eierart die gerade im Brutschrank liegt.
Bei Flächenbrütern möglichst 3 x täglich.
Lesen Sie die Gebrauchsanweisung des Herstellers, hier sind die nötigen Daten angegeben.
Durch das Wenden der Eier wird die Entwicklung des Embryos günstig beeinflusst.
Geräte mit vollautomatischer Wendevorrichtung ermöglichen ein mehrmaliges, schonendes und zuverlässiges Wenden verteilt auf 24 Stunden pro Tag.
Mit einer speziellen Kühlsteuerung ( Zeitschaltuhr ) ist es möglich, die Heizung während einer gewünschten Zeit von ca. 30 bis 90 Minuten zu unterbrechen.
Dadurch wird der Frischluftaustausch im Ei beschleunigt, was der Entwicklung des Embryos ebenfalls günstig beeinflusst.
Der Schlupf
Mit der Umlage der Bruteier in die Schlupfhorden, mindestens 3 Tage vor dem errechneten Schlupftermin,
beginnt für das werdende Küken der Schlupfprozess.
Das Küken pickt die Eischale durch und sprengt diese.
Während dieser Zeit ist eine erhöhte Luftfeuchtigkeit angebracht.
Obwohl die Neugier beim Menschen kaum zu bremsen ist, muss mit aller Deutlichkeit darauf hingewiesen werden, dass das Brutgerät während des Schlupfes auf keinen Fall geöffnet werden soll. Bei
jedem Öffnen des Brutschrankes fällt das Schlupfklima zusammen und hat zur Folge, dass die Eihaut zäh und ledrig wird.
Durch solche Vorgangsweisen wird der Schlupf der nachkommenden Küken wesentlich erschwert.
Die schlüpfenden Küken werden empfindlich geschädigt und verenden oft bereits während des Schlüpfens.
Ein weiterer häufiger Fehler ist die zu frühe Entnahme der Küken aus dem Brutgerät.
Die geschlüpften Küken verbleiben am besten während der ersten 24. Stunden bei optimalem Klima im schützenden Brutgerät. Werden die Küken, ehe sie richtig abgetrocknet und sich vom strapaziösen
Schlupfprozess erholt haben, aus dem Schlupfgerät zu einem meist zu wenig erwärmten Aufzuchtplatz gebracht, sind die Aufzucht-Probleme vorprogrammiert.
Wichtig: die ordentliche Desinfektion
Jedes Brutgerät ist nach jedem Schlupf gründlich zu reinigen und anschließend zu desinfizieren.
Handelsübliche keim und pilztötende, richtig angewendete Breitspektrum Desinfektionsmittel sind dazu bestens geeignet.
Eine zuverlässige Desinfektion des Brutgerätes erreicht man mit Formalin –
Kaliumpermanganat.
Für ein Brutgerät mit einer Eikapazität von 50 – 100 desinfiziert man folgendermaßen: eine 1 Liter
Blechdose in einen hitzebeständigen Teller in das Brutgerät stellen.
5 g Kaliumpermanganat und
7 g Formalin in die Dose geben; das Brutgerät gut verschließen und das Desinfektionsmittel etwa 30 Minuten einwirken lassen.
Größere Brutgeräte brauchen beim gleichen Mischungsverhältnis einen entsprechend größeren Anteil an Desinfektionsmittelanteil.
ACHTUNG: Verwenden Sie für Brutgeräte aus Thermalplastik nur solche Desinfektionsmittel, welche für Styropor geeignet sind.
Die Aufzucht
Die frisch geschlüpften Küken haben während der ersten Lebensstunden das Bedürfnis, sich vom anstrengenden
Schlupfvorgang zu erholen.
Da ist es wichtig, für ein zugfreies Klima zu sorgen.
Das Küken ist im Ei bei der jeweiligen Temperatur zwischen 37.5 und 38° Celsius herangewachsen.
Während der ersten Tage ist das Küken auf eine Temperatur von 35 – 36° angewiesen.
Tiefere oder auch viel höhere Temperaturen können auf die Gesundheit und die weitere Entwicklung der Küken einen stark negativen Einfluss nehmen.
Es ist auf jeden Fall anzuraten, die Temperatur mittels zuverlässigen Thermometers zu kontrollieren.
Nach der ersten Lebenswoche der Küken kann die Temperatur um 1 – 2° Celsius abgesenkt werden.
Die Küken sind bis zum Alter von 8 bis 12 Wochen, je nach Witterung auf eine zusätzliche Wärmequelle angewiesen.
Weiters ist auf eine trockene Einstreu und trocknes Gefieder zu achten. Die frisch geschlüpften Küken beziehen ihren Nährstoffbedarf zunächst noch aus den vom Ei mitgebrachten Vorräten. Das
heißt, die Küken sollten erst nach den ihren 24 Lebensstunden gefüttert werden.
Hingegen sind die kleinen Geschöpfe sofort mit frischen, nicht zu kaltem Wasser zu versorgen.
Kamillentee ist ein sehr häufig verwendetes Getränk für die kleinen Küken. Je nach Kükenart kann man verschiedene Futtersorten, die im Fachhandel angeboten werden, verwenden. Für die ersten Tage
ist es Sinnvoll, Kükenmehl oder Granulat zu verabreichen, speziell bei sehr kleinen Küken.
Zugleich ist auch auf die ständige Versorgung der Küken mit Quarzgrit nicht zu vergessen.
Als Einstreu eignen sich besonders trockene und entstaubte Hobelspäne, Häcksel von mehreren Pflanzen, wie Stroh, oder Hanf.
Die Futtertröge und Wasserbehälter sind entsprechend höher gestellt, um ein häufiges verschmutzen zu verringern.
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